Umgebung – Bebauung an der Spree
Die Kreuzberger Spreeseite ist durch eine dichte gründerzeitliche Bebauung mit kleinteiligen Innenhöfen, begrünten Baulücken und Stadtplätzen geprägt. Die Gewerbenutzungen, auf den direkt an die Spree grenzenden Grundstücken, beziehen das Ufer nicht in den öffentlichen Raum mit ein. Dabei hat die Öffnung des Ufers für das angrenzende, dicht bebaute und mit Grünflächen unterversorgte Stadtquartier eine hohe Bedeutung. Direkte öffentliche Zugänge zur Spree gibt es nur im Bereich der Treptowers, am Gröbenufer und am Stadtbalkon Cuvrystraße.
In den Altbaugebieten auf der Kreuzberger Seite präsentieren sich Gewerbehöfe mit der Rückseite zur Spree. Größere zusammenhängende Lagerflächen bilden Barrieren, so dass das Ufer nur unzureichend genutzt bzw. in den öffentlichen Raum integriert werden kann.
Auch die Friedrichshainer Spreeseite ist von Heterogenität geprägt. Der Osthafen bildet die größte Gewerbefläche, neben Betrieben aus der Medienbranche. Durch die laute und breite Straulauer Allee werden die nördlich anschließenden Wohnquartiere von der Spree abgetrennt. Ein Einbeziehen der Spree ist hier nicht möglich. Zugänge sind nur im Bereich der Cafés im Universalgebäude möglich.
Da die Spree vor allem dem angrenzenden Gewerbe als Transportmittel diente, wurden die Radialen Schlesische Straße und Stralauer Allee hier nicht als Uferstraßen, sondern als Erschließungsstraßen für das Gewerbe konzipiert. Dadurch konnten die Gewerbeblöcke landseitig von den Radialseiten und wasserseitig von der Spree angedient werden. Die Spree dient heute neben dem Osthafen auch der Lohmühleninsel noch als Transportmittel.
Umbruch
Nach dem Mauerfall stellte sich heraus, dass die vorhandenen Bahn-, Hafen- und Gewerbeflächen heute nicht mehr im früheren Umfang benötigt werden.
Das Gelände des heutigen Osthafens wird mittelfristig einer neuen Nutzung zugeführt und muss in den städtebaulichen Zusammenhang integriert werden. Die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung benennt den Osthafen als aufzugebenden Standort, da seine verkehrlichen und entwicklungsbezogenen Unzugänglichkeiten nicht den zukünftigen Anforderungen entsprechen und auf dem Areal ein erheblicher städtebaulicher Umnutzungsdruck lastet. „Durch die Ansiedlung von Betrieben aus der Medien-Branche (Universal und MTV) im baulichen Bestand, hat der Osthafen bereits kräftige Entwicklungsimpulse erhalten. Um diese positiven Ansätze zu unterstützen und zu stärken, wird es erforderlich für seine weitere bauliche Entwicklung die planungsrechtlichen Vorraussetzungen zu schaffen."21 Das Gebiet ist in der Neufassung des Flächennutzungsplans von 2004 als Mischgebiet ausgeschrieben. Die planungsrechtlichen Rahmenbedingungen für die Weiterentwicklung des Gebietes wird auf der Grundlage des Entwurfs vom Büro nps (Architekt Tschoban) festgelegt. Der Entwurf war Grundlage für den B-Plan. Der denkmalgeschützte bauliche Bestand des Osthafens, sowie die räumlich- bauliche Struktur sollen bestehen bleiben. Zur Zeit können Anwohner, Eigentümer und sonstige Personen Einwände zum Bebauungsplanverfahren vorlegen.
Die Transportbetonanlage auf dem nördlichen Teil der Lohmühleninsel, direkt an der Spree gelegen, soll längerfristig verlagert werden. Nach dem Flächenutzungsplan von Berlin ist eine öffentliche Grünfläche und die Weiterführung des Uferweges, der bisher an der Arena endet, geplant.
Geschichte
Bis 1920, ehe die Schaffung Großberlins erfolgte, verlief hier die südöstliche Grenze der Stadt. Daran erinnert das Zollhaus, wo Mahl- und Schlachtsteuer erhoben wurden.
Die Nutzung der Lohmühleninsel hat sich aus der Situation an der Straße entwickelt: dem eigentlichen Beginn der Landstraße nach Köpenick.
Von der zweiten Hälfte des 18. Jh. bis zum Jahre 1887 war der südwestliche Teil Standort der Lohmüller. Im nordöstlichen Teil hat sich früh Gewerbe angesiedelt. Der Floßgraben wurde 1849/50 reguliert und schiffbar gemacht, indem man eine Schleuse einbaute, die heute noch in Betrieb ist. Dazu war es nötig, einen zweiten Graben zu ziehen - den Flutgraben, der dem Kanal das Spreewasser zuleitet. So entstand die Insel.
Der von uns beplante Nordteil ist heute von vorwiegend gewerblicher Nutzung geprägt. Die Bebauung ist im Vergleich zu der angrenzenden fünf bis siebengeschossigen Wohn- und Gewerbebauung mit ein bis zwei Geschossen auffallend niedrig. Hier befinden sich neben der gewerblichen Nutzung: Transportbetonanlage, Transportgerätefabrik, Kistenherstellung, Autowerkstatt, Tankstelle mit Garagen; auch Freizeit- und Erholungseinrichtungen: das „Minki“, der „Freischwimmer“, das „Anlecken“ und der „Club der Visionäre“. Nebenan liegt die Arena, das Kunsthaus am Flutgraben, die Hoppetosse u.a.
Dieser Teil der Insel war schon früh von Gewerbe und Vergnügen geprägt: wo heute die Pumpe von 1928 steht, einer der ersten Tankstellen Berlins, befand sich damals ein Stadt-Park-Theater und 1849 bis Anfang der 20er Jahre lag in der Spree auf der Höhe der Lohmühleninsel eine Badeanstalt (Sachses Badeanstalt). Die Betreiber des Spreebads vor der Arena haben diese Idee im Sommer 2004 wieder aufgegriffen.
Das Zollhaus, das 1895 zum Wohnhaus umgebaut wurde, das Schleusenufer 4 und das „Haus des Hippies“, direkt an der Spree, werden heute noch bewohnt. Neben dem „Haus des Hippies“ steht die Ruine eines früheren Cafés, des Café Alsen, das neben der „Pumpe“, dem Zollhaus und dem Schleusenhaus von uns als erhaltenswert eingestuft wird.
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